Seminar: "Empört Euch!" und die weltweite Protestbewegung - Eine soziologische Annäherung

Offizielle Beschreibung im Vorlesungsverzeichnis (Inst. f. Soziologie, Seminarraum 1, Freitag 8:00-9:30 s.t.)

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I. Demonstration, Wutäußerung, Rebellion – Wie definiert man eine Protestbewegung? Wann ist sie „weltweit“? (2. März)

Als Einführung:

TAZ 28.2.2012 „Occupy ist aus dem Weg(London)  Das Camp vor der Kathedrale von St. Pauls ist nicht mehr. (…) Gleichzeitig mit dem Camp vor St. Pauls wurde nach Angaben der Besetzer auch die "Schule der Ideen" im Stadtteil Islington geräumt. (…) Von hier aus wollte die Bewegung versuchen, engeren Kontakt zur Bevölkerung Londons aufzubauen und breitere Unterstützung zu gewinnen. (…) „Zelt Universität“ (…)Doch der Verlust des Camps bedeutet für die Bewegung nicht das Ende ihrer Entschlossenheit. Sie ist in London deutlich zu spüren und an Zuversicht und Ideen mangelt es nicht. "Eine Idee kann man nicht räumen", sagen die Besetzer.
Joachim Gauck über Occupy 3sat am 7.11.2011.
„Besetz die EZB“, „"wo hätten Kommunisten schon jemals irgendwo ein System hingestellt wo mehr Wohlstand, mehr bürgerechte, mehr Menschenrechte und mehr Rechtsstaatlichkeit existiert hat?“, „WIR SIND DAS VOLK“, „und manchmal wissen WIR nicht genau, ob die Stimme des Volkes das ist was UNS weiter bringt“ „Keine Chaoten im Bundestag“, „ein paar Volksbefragungen“, „Protester und Randale“

Unzufriedenheit => es wird zu einem Protest wenn 1./ es Leute oder Gruppen gibt, die für diese Unzufriedenheit schuldig sein können (keine Demo nach einem Erdbeben) & 2./ wenn es mit dem Protest besser gehen könnte. Es muss also ein Ziel und Forderungen geben. Die Forderungen können konservativ sein, oder im Gegenteil für eine Änderung (f. die Erhaltung von Gebiete, Traditionen) oder für Neuigkeiten. Manche Bewegungen können egoistisch sein, z.B. NIMBY („not in my backyard“).

Sind Proteste ein Merkmal unserer Gesellschaften? Zwei Tendenzen würden das motivieren: 1. Ungewollte Nebeneffekte der Modernisierung (Militarisierung, Umwelt…) 2. Größere Empfindlichkeit & Ansprüche mit der Entwicklung globaler Kommunikationen. Demokratische Rechte werden auch in Universitäten, Betrieben oder beim Militär verlangt. Die Leute werden besser ausgebildet, wissen mehr Bescheid über ihre Rechte, haben mehr Möglichkeiten zu protestieren. Der Staat hat immer mehr Macht, es entstehen also größere Ansprüche und daher auch Enttäuschungen, die zum Protest führen können (es wird in der Lit. von „rising expectations“ oder „political overload“ gesprochen).

I-1.     Definitionen und Ausdrucksformen

Wer? :

Zivilgesellschaft. Nicht sehr organisiert, manchmal von Vereinen, Gewerkschaften oder politischen Parteien unterstützt.

Gegen wen? Meistens gegen den Staat, weil der Staat mehr und mehr Macht genommen hat.

Wo? :

In der Öffentlichkeit („Public sphere“ – Habermas: „Netz für die Kommunikation von Inhalten und Stellungnahmen (…), das sich nach der Kommunikationsdichte, der Organisationskomplexität, und Reichweite nach Ebenen differenziert, von der episodischen Kneipe (…) bis zur abstrakten, über Massenmedien hergestellten Öffentlichkeit“). Man spricht auch von „Arena“ im erweiterten Sinn: es kann sichtbar sein, aber auch das Wahlsystem sein (Beispiel: Piratenpartei), das Justizsystem (Beispiel: AIDS Infizierte haben einen Prozess geführt). Prozesse können übrigens als Auslöser gelten (Beispiel 1992 Rodney King in LA, Aufstand)

Bedeutungsvolle Orte: Bastille in Paris (Erinnerung an dem 14.7.1789), Tahrir Platz, Syntagma Platz, Pueorta del Sol, Heldenplatz.

Lokal/National: oder zuerst lokal, dann national. Z.B. Martin Luther King, 1955-56 Bus Boykott, + Sit-ins in Cafeteria (bis 70 Mal), dann Demonstrationen in Montgomery (Alabama), dann Washington...

Was?

Politischer und sozialer Protest: Forderung an die Regierung, Wiederstand, Herausforderung gegen die Regierung oder gegen kulturellen Glauben oder Praktiken. Forderungen sind nicht unbedingt politisch (z.B. wenn es innerhalb eines Betriebes ist). Es ist aber meistens politisch, wenn die Forderungen an den Staat gerichtet sind.

Materialistisch vs. Ethisch: Arbeit-Lohn-Wochenstunden-Pension-Studiengebühre vs. Umweltschutz-Gleichheit (z.B. zwischen Männer u. Frauen)-Abtreibungsrecht-Friede. Olivier Fillieule (in Acts of Dissent 1999) hat mit Dokumenten für Anmeldungen von Demonstrationen gearbeitet (Polizeiarchiv). Ergebnis: in Frankreich gibt es viele traditionelle Proteste (Gewerkschaften, Lehrer), meistens „materialistisch“.

Soziale Bewegung: kollektiv, organisiert, nicht-institutionell.  Proteste können zu sozialen Bewegungen führen, aber nicht unbedingt.

Revolutionäre Bewegung: Sturz der aktuellen Regierung durch politischen Tötung, Putsch…

Hanspeter  Kriesi (Institut für Politikwissenschaft, Universität Zürich)


In der Arbeitswelt: Streike (mit oder ohne Streikposten), Luddismus (Textilarbeiter, die deren Maschinen zerstört haben), Bossnapping (siehe Süddeutsche 21.4.2009), Japaner mit einem schwarzen Armband protestieren...

In der Schüler- o. Studentenwelt: Besetzungen, Demonstrationen.

Was für Demonstrationen? Barrikade, Lichtermeer, stille Märsche (emotional, häufig nach Toden z.B. ETA in Baskenland – nach Attentaten, Solidarität mit den Opfern), freier Zugang bei Mautstellen, Verteilung von Agrarprodukten, Verschütten von Obst oder Milch von aufgeregten Bauern… und vor kurzem ‚Flashmobs‘, die nicht immer mit Protesten zu tun haben.

In der Geschichte hatten Fasching und Karneval mit Protest zu tun (Carnaval de Romans, 1580, am Tag vor dem Faschingsdienstag – 20 Tote am Abend, 1500-1800 in den nächsten Wochen, siehe das Buch von Emmanuel Le Roy Ladurie, 1979). Masken => Anonymous (Guy Fawkes, ein katholischer Offizier des Königreichs England, der am 5. November 1605 ein Attentat auf dessen König Jakob I. versuchte – Heute Warner Brothers => Time Warner). 21.Feb.2012, Rosenmontag.

Heute FEMEN in Ukraine. « Oben ohne » gegen Sexismus, Sextourismus, demokratischer Rückgang, Berlusconi & DSK. Begründung: Emotionen auslösen, Medien anziehen… (viel umstritten unter Feministinnen!). Protestkultur: z.B. in Frankreich Zebda, HK & les Saltimbank!

Boykotte: Bürgerrechtbewegung, Apartheid, BDS.

Symbolisch: Unterschriftensammlungen, Petitionen (persönlich, gutes Gewissen f. wenig Engagement). @: Email Bombing, Google bomb (miserable failure).

In der Familie: Sex-Streik (Lysistrata, Theaterstück des griechischen Dichters Aristophanes Ralf König + „Erfolg für Kolumbianerinnen Sex-Streik zwingt Ministerium in die KnieStern, 12. Okt. 2011).

Besetzungsformen: mit Zelt, sit-ins…

Danach?

Es können politische Partien entstehen, oder Vereine, Lobbys… es funktioniert aber fast nur, wenn die Medien über die Protestbewegungen berichten. Z.B. Piraten, Beispiel einer Partei, die aus der Zivilgesellschaft kommt (oder dieses Image pflegt...).

I-2.     Warum soll man sich für Protestbewegungen interessieren?

Interesse für Ideen – Interesse für die Zukunft (wie unsere Gesellschaft sein soll/wird) – Die Frage der Durchsetzbarkeit. Kollektive Aktion. Neue Ängste/Wünsche. Warum setzen sich Menschen zusammen? Symbolisch agieren oder pragmatisch?

Politisch aktiv sein. La Chinoise (1967): „Wenn du dich nicht um Politik kümmerst, sollst du wissen, dass die Politik sich um dich kümmert.“.

„Geschichte machen“ (Foucault Le Monde, Mai 1979). Es sind die Proteste, die die menschliche Geschichte macht, mehr als nur die Evolution (siehe Natur/Kultur).

Interesse für moralische Werte:  genau wie Kunst Emotionen mitteilen kann, sind Protestbewegungen auch aussagekräftig, und zwar über die Werte unserer Gesellschaften. Gerecht/Ungerecht => Protest. Insofern ist es auch ethisch (für oder gegen AKWs, gegen die Apartheid…).


Social trends (Tendanzen), Benutzung von neuen Technologien…

Protestbewegungen sind auch interessant, wenn man sich für rationales vs. irrationales Handeln interessiert.

Politische Interesse: Gewaltausbrüche vermeiden? Manche Soziologen, die Experten im Bereich Protestbewegungen geworden sind, sind heute von Firmen angestellt, wenn sie z.B. wissen wollen, wo die Proteste am niedrigsten sein werden, wenn sie entscheiden sollen, wo sie eine Müllverbrennungsanlage bauen wollen.

Konkrete Effekte der Globalisierung beobachten: man weiß nicht mehr immer wo und warum die Maßnahmen getroffen worden sind. Wer hat entschieden? Wo? Mit welcher Begründung? Ohne Antwort neigen die Bürger, sich gegen den Staat zu wenden. Beispiel französische Fischer Frühling 1993. Preise und Fischfangquoten wurden reduziert => Anti-EU Stimmung. Proteste gegen die frz. Regierung, als Instanz der Ohnmacht.

I-3.     Die Macht der Geschichte

Kontinuität (Protestbewegungen wollen sich manchmal anschließen, z.B. um an Erfolge von manchen vergangenen Protesten zu erinnern) und Innovationen (in den Formen, um zu zeigen, dass es einen neuen Aufregungsgrund gibt).

Historische Annährung: Tilly, Charles , From Mobilization to Revolution 1978 (Vorher über kollektive Gewalt – France 1830-1960 -, dann Streike). Später 1995 „Popular contention in Great Britain, 1758-1834“. Er hat die „Longue durée“ (lange Dauer) in den Studien von Protestbewegungen eingeführt (Begriff, der von den Historikern der Annales-Schule um Fernand Braudel geschaffen wurde => Geschichtswissenschaft strukturalistisch neu begründen).

19. Jh.: Arbeitsbedingungen (Wochenstunden, Kinderarbeit) => Marxismus, Wahlrecht, Sozialversicherung…

Bis in den 1960er, Intellektuelle hatten meistens Angst von Protestbewegungen. Demonstranten sollten wie Schafe sein, instrumentalisiert oder manipuliert sein (unmündig, irrational, kurz gesagt „gehirnlos“ – Proteste wären „ansteckend“). Damals wurde z.B. vermutet, dass Moskau dahinter steckt… heute manchmal Islamisten (Banlieues 2005). Protestbewegungen wären undemokratisch, weil sie der politischen Vertretung nicht vertrauen. „Self-help“ Bewegungen finden aber hier (in der Verzicht auf Partei) ihren Ursprung. Diese Bewegungen waren autonom => Es hat den Begriff „Autonome“ gegeben, heute immer noch gebraucht (seit den 1960er Jahren werden mit „autonome Gruppen“ „Mitglieder bestimmter unabhängiger linksradikal-libertärer beziehungsweise anarchistischer Bewegungen bezeichnet“). Autarkie kann auch als Protest gesehen werden (Güssing).

Sogar Habermas: Habermas, in Protestbewegung und Hochschulreform, Suhrkamp 1969. Vorbemerkung S. 7 „Irrationalistische Impulse, die in der neuen Bewegungen der Studenten von Anbeginn zu erkennen waren, drohen ebenso rasch zu wachsen wie auf der anderen Seite die Bereitschaft, Disziplinierungen zum einzigen Inhalt der Reform zu machen.“ – Der SDS [Sozialistischer Deutscher Studentenbund] war der Motor einer „Bewegung“, die einen unvorhergesehenen politischen Spielraum eröffnet und damit Aufklärungschancen für Ziele eines radikalen Reformismus geschaffen hat.“ => Ist nicht „radikalen Reformismus“ ein Oxymoron? Interessanter, Text von Juni 1968, 5 Thesen (FR vom 5.6.1968):

·         I – Das unmittelbare Ziel des Studenten- und Schülerprotestes ist die Politisierung der Öffentlichkeit.

·         II – Die Studenten- und Schülerbewegung verdankt ihre Erfolge der phantasiereichen Erfindung neuer Demonstrationstechniken.

·         III – Die Studenten- und Schülerbewegung  geht aus einem Potential hervor, das nach keiner ökonomischen, sondern einer sozialpsychologischen Erklärung verlangt.

·         IV – Die Studenten- und Schülerproteste folgen vielfach Interpretationen, die entweder ungewiss oder nachweislich falsch, in jedem Falle aber unbrauchbar sind, um Handlungsmaximen daraus abzuleiten.

·         V – Aus der falschen Einschätzung der Situation folgt eine verhängnisvolle Strategie, welche nicht nur Studenten und Schüler auf die Dauer isoliert, sondern alle auf Demokratisierung drängenden gesellschaftlichen und politischen Kräfte schwächen muss.

·         VI – Die Taktik der Scheinrevolution muss einer langfristigen Strategie der massenhaften Aufklärung weichen. [später hinzugefügt]

„Populismus“ sollte z.B. die NS-Zeit erklären. Erst mit den Bürgerrechtsbewegungen in den USA der 50er u. 60er Jahre haben Soziologen einen viel differenzierten Blick gewonnen.

Durchbrüche:

·         1965 Manuel Olson, The logic of collective action. Einfluss von kommerziellem Denken (Merchandising, siehe 1985 „We are the world“ – Geld für die Opfer der Hungersnot in Äthiopien – Michael Jackson & Lionel Richie – 20 Millionen – Die Wikipedia Seite (auf Dt.) informiert über das Making-off, verrät aber nicht, wie viel Geld f. Afrika wirklich gespendet wurde.) + strukturalistische Annährung: Gedanken über die Struktur von kollektiven Aktionen, Beispiel

·         1971 Erving Goffman Relations in Public: Microstudies of the Public Order (New York: Basic Books) + 1974: Frame analysis: An essay on the organization of experience
(Studie von der Organisation von sozialen Erfahrungen) =>
Entwicklung von drei Bereichen: Management and organizational studies, social movement studies, and media studies. Sondernummer der Zeitschrift Mobilization über “Ideological Frames”.

·         1973 John McCarthy und Mayer Zald, The Trend of Social Movements in America:  Professionalization and Resource Mobilization, General Learning Press, Morristown, NJ.

·       1975 William A. Gamson The Strategy of Social Protest. Studie über 53 versch. Mobiliserungen in den USA 1800-1945. Schriftliche Statuten? Mitglieder Kartei? (hierarchische) Strukturen? => Wenn ja, mehr Anerkennung (in 71% der Fälle) und mehr Erfolg (62%). –– Gamson 1989: neu, Fernsehen – Staatssicherheit (FBI COINTELPRO, 1956 – 1971, Counter Intelligence Program) –

·         Unter den Fortsetzen von Tilly: Sidney Tarrow, Democracy and Disorder (1989), über 7000 Proteste in Italien, zwischen 1967 u. 1973 (er hat mit Zeitungen gearbeitet – Corriere della Sierra). Probleme der Methodenbias, wenn man sich auf Zeitungen verlässt – vor allem wenn man z.B. über den Ostblock arbeitet. Es gibt auch Interviews, Polizei Archiv (Infos bei der Anmeldung von Demos).

Proteste wurden dann als Fortsetzung von Politik mit anderen Mitteln betrachtet.

  Die Erbe von 1968 + das Beispiel Anti-Kriegs-Bewegungen (Peace-Movement)? 

1980er: mehr Interesse für die kulturellen Aspekte. „Branding“ & Entstehung von kollektiven Identitäten. Interesse auch an Mobilisierung von Ressourcen.

1990er: mehr über Identitäten

1996 Gründung der Zeitschrift Mobilization 

Seit den 2000er Jahren: kein Protest ohne Mediatisierung. Protestbewegungen, die kein Echo in den Medien finden, existieren eigentlich nicht. Entwicklung von unabhängigen Medien (z.B. indymedia). Die schwierige Suche nach Objektivität, Teilnehmerzahl (Veranstalter/Polizei).

2002 Gründung von Social Movement Studies - Journal of Social, Cultural and Political Protest

I-4.     Die Entstehung von Identitäten, kollektive und individuelle

- Tilly : Repertoire of collective action => viele Möglichkeiten für Individuen. Es ist wie beim Jazz: es gibt Standards & Improvisationen (das eine schließt das anderen nicht aus).

- McDonald 2002: 1980er, Betonnung von „kollektiven Identitäten“. Es gibt aber Affinitäten. Von „kollektiver Aktion“ zu „öffentlicher Erfahrung des Selbst“ (public experience of self), von „Solidarity“ zu „Fluidarity“ [Fluidarity is a practice and theory of identity-in-formation, aware of its own investments, the pleasures of intervention, and the erotics of relational subject-making].

Für Touraine geht es mehr in den Protesten um Bewegungen gegen ungerechte soziale Beziehungen als um kollektive Identitäten. Lichterman, „personalism“. Leute, die einer Protestbewegung beitreten (Beispiel: Umweltschützer in den USA), wollen sich eine eigene Persönlichkeit definieren. Benutzung von Informationsnetzwerken (Castells). McDonald hat über „direct action“ während der Blockade des World Economic Forums gearbeitet. Es gab viele „affinity groups“ wo jede(r) unterschiedliche Ziele und Engagement hatte: “„Budhist Peace fellowship“, „Monsanto Claus“, „revolutionary valley girls“, percussion groups, puppet makers, a group constituting a healing space devoted to listening, debriefing, and body practices such as reiki and massage; Food not bombs, which created convergence space around sharing meals; lock-on groups (…),  music groups, bike riders, media activist groups & world wide wonder women” => „The person discovers him/herself and acts through the group“.

Keine festen Identitäten => "fluidarity".  McDonald gegen Gamson (kein Risiko einer bürokratischen Organisation)

- Juden in den Protestbewegungen, von Daniel Cohn-Bendit bis Stéphane Hessel. Nach mehr als zweitausend Jahren Verfolgung haben viele Jüdinnen und Juden eine hohe Sensibilität gegenüber Ungerechtigkeit entwickelt (was aber nicht bedeutet, dass es für andere nicht der Fall ist.). Das motto Empört Euch! ist für viele eine Möglichkeit, deren jüdische Identität zu erleben und Engagez-vous!/Engagiert Euch!, das nächste Buch von Stéphane Hessel, ist die logische Fortsetzung. In seinem Buch The Jewish Century hat Yuri Slezkine die Überrepräsentativität von Jüdinnen und Juden in den verschiedenen Protestbewegungen analysiert.

I-5.     Eine neue Weltweite Protestbewegung?

Referenz: 1968 - Protestbewegung und Hochschulreform + DVD Ruhestörung – Kapitel Theorie-Praxis

Anthony Giddens: „Double Hermeneutics“. Soziologen interpretieren Protestbewegungen die, umgekehrt, benutzen die Soziologen um Anerkennung und Legitimität zu finden. Siehe Stiglitz & Chomsky in NY (Occupy Wall Street) + Manuel Castells in Barcelona.

Weltweit weil gleiche Forderungen, gleiche Referenz.

DVD Die Zeit 2011 – Es sind zwei Kapiteln „Die Arabischen Revolutionen“ und „Weltweite Jugendproteste“. Ist es wirklich gerechtfertigt, beide zu trennen?

Kapitel II - Die Arabischen Revolutionen (hier links ab 2'47)
  • Genug von...
  • Was die Tunesien können... können auch
  • „Das Volk soll nicht die Regierung fürchten, die Regierung soll ihr Volk fürchten“
  • Rücktritt Mubaraks & "soziale Platform über Internet machen es möglich".
  • 19‘30 Helmut Schmidt: Pb, die jungen Revolutionäre sind ohne Führung => die konservatische muslimischen gewinnen
Kapitel V - Weltweite Jugendproteste
  • „Yes we camp“
  • „Und nicht nur in Spanien, auch in  Portugal, Frankreich, Griechenland, Israel und Grossbritanien organisiert sich die von der Politik enttäuschte Jugend“
  • Gegen harten Sparkurse der Regierung, gegen Korruption, Privatisierung, Arbeitslosigkeit.
  • „Auf dem Netz auf die Strasse“
  • Zelt in Spanien & Israel
  • Gewalt („Wut“ in Grossbritanien)
  • ABER Eins zusammen: sie stellen den Kapitalismus in Frage.
  • „Demokratie jetzt“.
  • 35‘25 Schmidt
  • Chile, „Krawalle“ in GB.
  • Schmidt „Proteste aufstrebenden Generationen sind etwas normales.“
  • Israel: hohe Mietpreise, ein Paar Familien besitzen das Land.

Es sind viele Themen, die wir in den nächsten Sitzungen angehen werden...

Bibliographie


II. Workshop on The Social Movements Reader / Cases and Concepts (9. März)

Goodwin, Jeff and James M. Jasper, The social movements reader : cases and concepts, 2nd ed . - Oxford : Wiley-Blackwell , 2009

2- When and Why Do Social Movements Occur?
3- Who Joins or Supports Movements?
4- Who Remains in Movements ans Who Drops Out?
5- What Do Movement Participants Think and Feel?
6- How are Movements Organized?
7- What Do Movements Do?
8- How Do Institutions Influence Movements?
9- Why Do Movements Decline?
10- What Changes Do Movements Bring About?



III. Empört Euch! als „kleines Rotes Buch“ einer weltweiten Bewegung? (16. März)

Fragen f. den 16. März über das Buch (PDF)
1. Wer ist Stéphane Hessel?
2. Was sind die Thesen des Buches?
3. Warum wurde das Buch so erfolgreich (in Frankreich und in der ganzen Welt)?

Powerpoint

Ergänzungen:


IV. Die Protestwelle in den arabischen Ländern – Frühling und Herbst (23. März)

Fragen (als Vorbereitung):
1. Sehen Sie eine Beziehung zwischen der Proteswelle und dem Buch von Stéphane Hessel?
2. Gibt es eine Kausalität in der Chronologie?
3. Frühling und Herbst, wirklich?

Powerpoint

"Special guest" für diese Sitzung, Mudi Jot (19), Medizinstudent in Wien mit beiden Elternteil aus Homs (Syrien),selber von der syrischen Regierung verfolgt.

Bibliographie

•    Armbruster, Jörg : Der arabische Frühling  : als die islamische Jugend begann, die Welt zu verändern  / Jörg Armbruster . - Frankfurt am Main  : Westend-Verl. , 2011
•    Ben Mhenni, Lina : Vernetzt euch!  / Lina Ben Mhenni. Aus dem Franz. von Patricia Klobusiczky . - Berlin  : Ullstein Buchverl. , 2011 (Handaparat)
•    El-Gawhary, Karim : Tagebuch der arabischen Revolution  / Karim El-Gawhary . - Wien  : Kremayr & Scheriau , 2011
•    Filiu, Jean-Pierre : La révolution arabe  : dix leçons sur le soulèvement démocratique  / Jean-Pierre Filiu . - [Paris]  : Fayard , 2011
•    Lüders, Michael : Tage des Zorns  : die arabische Revolution verändert die Welt  / Michael Lüders . - München  : Beck , 2011
•    Perthes, Volker : Der Aufstand  : die arabische Revolution und ihre Folgen  / Volker Perthes . - 1. Aufl. . - München  : Pantheon Verl. , 2011
•    Schmid, Bernhard : Die arabische Revolution?  : soziale Elemente und Jugendprotest in den nordafrikanischen Revolten  / Bernhard Schmid . - 1. Aufl. . - Münster  : Ed. Assemblage , 2011
•    Thörner, Marc : Die arabische Revolution und ihre Feinde  / Marc Thörner . - Orig.-Veröffentl., Erstausg., 1. Aufl. . - Hamburg  : Edition Nautilus , 2012
vom Kollegen Thomas Schmiedinger (Politikwissenschaften) gibt es einen Reader zum Arabischen Frühling im Facultas im NIG der sicherlich nicht 
uninteressant ist. Inhaltsverzeichnis hier zum download (danke Johannes Ruland für den Hinweis!). 



V. Die Bedeutung der Protesten in Israel im Sommer 2011 (30. März)-  danach Osterferien

Fragen (als Vorbereitung):
1. Wie sind die Proteste entstanden?
2. Sehen sie Unterschiede mit den Protesten des "arabischen Frühlings"?
3. Sind die Proteste in Israel näher von den Protesten in den westlicher Länder (Madrid, Athen, London, Paris, New York...)?

Powerpoint

We will have a new guest for this session, the Israeli artist Tal Adler, who spends his life between Vienna and Tel Aviv. Like the last week, we will start with 10' to 15' on the questions above, then I'll present you some ideas and comments on the topic, and at 08:45 we will welcome our guest (the discussion will take place in English, you will see my accent stays "French", so you won't be lost).

VI. Eine besondere „partizipative“ Bewegung? Anonymous und die Occupy-Bewegung (20. April)

Fragen (als Vorbereitung)
1. Wann und wie fing die Bewegung "Occupy" an?
2. Was sind die Beziehungen zu den Protesten von "Los Indignados" in Madrid? (siehe dieses Video)
3. Welche Rolle spielt Stéphane Hessel und sein Pamphlet "Empört Euch!"? (siehe dieses Video)
4. Was sind die Interaktionen zwischen der Bewegung "Occupy" und dem "arabischen Frühling"?
5. Welche Rolle spielt die Bewegung "Occupy" im politischen Leben der Vereinigten Staaten?

Powerpoint

Ergänzungen (danke Johannes!):



Diskussion mit Giovanni Leghissa, Philosophie Professor and der Turin Universität, über den Sinn von diesem Protest (auf Deutsch).

VII. Die Rolle der Frauen und die Frage des Feminismus (4. Mai) Vorsicht keine LV am 27. April

Fragen (als Vorbereitung)
1. Welche Rolle spielen Frauen und "Gender Fragen" in den verschiedenen Protesbewegungen?
2. Gibt es einen neuen Feminismus?
3. Gibt es spezifische Frauensprotesten?

Powerpoint

Am Anfang dieser Sitzung wir Georg Layr eine Analyse von der "ie-Protestbewegung" an der Uni Wien liefern.

VIII. Eine e-Revolution? (11. Mai)

Powerpoint
siehe auch diese Präsentation zum Thema "Get off your ass. From Clicktivism to Slacktivism to Activism. – The case of unibrennt" (Danke Johannes)

IX. Die Vielfalt der Protestformen (18. Mai)

Fragen (als Vorbereitung)
1. Wie würden Sie die Protestformen klassifizieren?
2. Sehen Sie Mode/Trends, in der Benutzung von Protesformen?

Powerpoint

X. Das Beispiel Unibrennt (25. Mai)

Powerpoint

Mit Iga Zakrzewska und Johannes Ruland, die beide sehr engagiert im Bildungsprotest 2009 waren und die sich beide wissenschaftlich mit Unibrennt auseinandergesetzt haben.
Diskussion über "#Unibrennt mit Internet, Beobachtungen zu einer sich ändernden Protesqualität", in Heissenberger, Stefan [Hrsg.]: Uni brennt  : Grundsätzliches - Kritisches - Atmosphärisches, Wien [u.a.]  : Turia + Kant , 2010, S. 210-221 (PDF)
Präsentationen von Iga und von Johannes.

Links und Literaturliste (von Johannes):

Zum Lesen:
https://ug02.wordpress.com/
http://www.malen-nach-zahlen.at/
http://www.wientv.org
https://unibrenntbuch.wordpress.com/
https://wienbrennt.wordpress.com/
http://danielweber.at/
http://zurpolitik.com/2009/11/10/unsere-unis-eine-karte/
http://de.scribd.com/doc/37771731/Das-Besetzungskochbuch
http://wiki.unibrennt.at
http://unsereuni.at
https://rhizomorph.wordpress.com/2010/09/01/arsbrennt/ (Blogbeitrag #unibrennt bei der ars electronica)

Partizipieren:
https://www.facebook.com/unsereuni
http://twitter.com/unibrennt
http://twitter.com/infopointaudim
https://twitter.com/ism030 (International Students Movement)
https://secure.flickr.com/photos/unibrennt/
https://www.facebook.com/bologna.burns
https://www.facebook.com/profile.php?id=100000431260341 (Facebook Account Infotisch)
https://www.facebook.com/groups/209084532517426/ (Stop Steop Gruppe)
https://www.facebook.com/iebleibt

Bewegtbilder:
http://superbertram.com
http://www.unibrennt.tv/questions/775 (Audimax Räumung)
http://unibrennt.tv
https://www.youtube.com/user/unsereuni
http://ustream.tv/channel/unsereuni
http://vimeo.com/9112970 Arte Yourope über #unibrennt
http://vimeo.com/11280934 Zwischen Bolognareform und Bildungsstreik (BR Alpha über die Besetzung in München)
http://www.unibrennt.tv/questions/573 (Vielstimmige Forderungen)
http://wientv.org

Gedrucktes:
http://uebermorgen.at
Foltin, Robert: Und wir bewegen uns noch, Zur jüngeren Geschichte sozialer Bewegungen in Österreich, Mandelbaum Verlag, Wien, 2011.
http://www.sozialebewegungen.org

XI. Langfristige Bewegungen: das Beispiel attac und attac Österreich (1. Juni)

Fragen (als Vorbereitung)
1. Wie ist attac entstanden?
2. Was sind die Zusammenhänge zwichen attac und den aktuellen Protesbewegungen?

Mit Alexandra Strickner, Gründungsmitglied von Attac Österreich, Obfrau von Attac mit einem guten Einblick in die internationale Attac Organisation, und Julia Fehlinger, seit einem Jahr im Vorstand von Attac und seit mehreren Jahren bei AgrarAttac, einer Inhaltsgruppe von Attac, aktiv. Powerpoint

XII. Die Kriminalisierung von Revolten als Reaktion vom Staat (15. Juni)

Fragen (als Vorbereitung)
1. Was ist legal o. illegal unter den Protestbewegungen?
2. Was verstehen Sie unter Kriminalisierung?
3. Haben Sie Beispiele?

Powerpoint

Ergänzungen  (merci Johannes und Cornelia!)

XIII. Prüfung (22. Juni)




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